Mit großen Erwartungen freuten wir uns auf ein spannendes langes Wochenende zum Saisonabschluss in Porto Cervo - 29 internationale Topteams aus ganz Europa - offenes Meer - keine „üblichen“ Alster (oder) Binnenbedingungen. So hatten wir uns das vorgestellt. Wir - David Chapman, Florian Tholen, Dorian Heitzig und Niklas v. Meyerinck – freuten uns auf vier Tage engste Rennen vor Sardinien. Das „vor Sardinien“ hatten wir uns dabei zu wörtlich vorgestellt. Schon aus dem Flugzeug beeindruckten uns die Schaumkronen und der Anflug fühlte sich entsprechend an. Vor uns sollten eigentlich insgesamt 16 Qualifikationswettfahrten und anschließend - wenn möglich - das Finale „best of four“ liegen. Somit war klar: alle Konzentration darauf zu legen, im international stark besetzten Feld in den Top vier zu landen - das bedingte in den vergangenen Jahren ein nahezu fehlerfreies Qualifikation.

Angekommen im wunderschönen Yacht Club Costa Smeralda (YCCS) erfolgte die Ernüchterung. Mehr als 40kn Wind, kein Training möglich. Ein schneller Blick in die Brandung der Ausfahrt sagte uns, das könnte sehr schwierig werden. Auch ein Blick vom benachbarten Aussichtspunkt zeigte: in keiner Weise J/70 geeignet. Also Abwarten, aber wie lange? Der Blick auf den Wetterbericht brachte uns (und den anderen Teilnehmern, Wettfahrtleiter und Organisationsteam) ins Grübeln. Die Grafiken waren nur selten im „grünen“ Bereich zu sehen. Dauerhaft über 20kn für die nächsten Tage auflandiger Wind. Das dürfte sehr schwierig werden. Der erst Wettfahrttag brachte keine Änderungen. Schon nach dem Mittag wurden alle Rennen abgesagt. Beim Frühstück am zweiten Tag guckten wir nicht schlecht: Sind das da Tonnen im engen Innenhafen???

Für den NRV gingen David Chapman, Niklas v. Meyerinck, Florian Thoelen und Dorian Heitzig bei der SCL an den Start © Sailing Champions League/Sailing Energy


Dazu ist wichtig zu wissen: im Hafen von Porto Cervo (von Felsen zu Felsen weniger als 1km breit) gilt ABSOLUTES Segelverbot. Anscheinend kam es schon zu unliebsamen Kontakt bei verunglückten Segelmanövern und frisch lackierten Superyachten.

Aber doch, ein Motorboot war eifrig dabei, Regattatonnen im Hafen zu drapieren. Ein heimisches „Test-Team“ absolvierte ein paar Runden und legte wieder an. Eine kleine „Showeinlage?“ Aber nein beim Skippersbriefing die frohe Nachricht: Es darf auf besonderer Bitte im Hafen gesegelt werden! Wir guckten uns ungläubig an: Der Windmesser, angebracht in der Einfahrt gegenüber auf einer kleinen Erhebung, zeigte immer noch dauerhaft mehr als 25kn Wind. Enge Rennen mit acht Booten auf einem sehr eingeschränkten Parkour?? Na dann mal los.

Auf dem Wasser stellten wir fest: deutlich segelbar, aber anders als geplant und angenommen. Nun schnell einen guten Modus finden und sich auf die schnellen, kurzen Manöver einstellen. Von der Alster sind wir ja viel gewöhnt, aber das war dann doch besonders. Eine Kreuz von nicht mal 500m Länge und drei kurze Runden. Wir fanden dennoch schnell in die Rennen, kämpften aber wie alle mit dem kurzen Kurs. Nach dem ersten Tag fanden wir uns mit den Einzelplatzierungen 2 - 4 - 1 in der Spitzengruppe, mit einem guten Gefühl für den kommenden Tag.

Am vorletzten Regattatag zeigten sich keine Änderungen. Auch wenn abnehmende Winde vorausgesagt waren, sorgte der vorherrschende Schwell auf dem offenen Mittelmeer dafür, aus Sorge vor den „üblichen“ Wechseln im Liga Modus vom Schlauchboot auf die J/70, weiter auf den Inshore-Kurs zu vertrauen. Wir starteten mit 2 - 1 auch gut in den Tag, mussten aber anschließend zwei schwere Dämpfer hinnehmen - einmal abgeschossen am Start; einmal eine vielleicht zu knappe Rundung an der Luvtonne - auf dem engen Parkour kaum Chancen Fehler wieder aufzuholen. Mit den Einzelplatzierungen 6 - 7 - 3 konnten wir leider nicht an die Serie anknüpfen, nun leider leicht hinter der Spitze hinkend, mussten wir unsere Taktik für den letzten Tag ändern und mehr Risiko eingehen.

Leider konnten wir jedoch nicht noch einmal in der Spitze mitmischen, die weiteren Teams leisteten sich kaum Fehler, wir patzen leider nochmals und konnten nicht aufschließen. Somit stand fest - kein Finale! Ein wenig ernüchternd schauten wir dem engen Finale zu und mussten bei dem Beobachten feststellen, dass wir den engen Bedingungen der super eingespielten Teams nicht ganz gewachsen gewesen waren. Wieder zeigte sich: Training macht doch den Meister. Vor allem im engen Hafen von Porto Cervo. Dennoch ist es immer wieder eine Freude das Niveau der internationalen Liegen zu sehen - Gratulation an den Esbo Segelförening aus Finnland! Wir danken für die Chance, an dieser „Segelpremiere“ vor Porto Cervo teilnehmen zu dürfen und danken unseren Freunden des YCCS für die perfekte Gastfreundschaft und Toporganisation!

Text: Niklas v. Meyerinck

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