Doch welche Bootsklasse sollte mein Arbeitsplatz für die nächsten vier Jahre sein? Als erstes war mir klar, die Teamkomponente ist für mich über die Jahre eine Dimension im Segelsport geworden, die nicht wegzudenken ist, wodurch die Wahl sich auf drei Möglichkeiten beschränkte. Als geschwindigkeitsliebender Segler, dachte ich zu erst an den Nacra, dieses auf Messern rasende zu zähmende Monster, mit der Idee in meinem Kopf: noch schneller, noch spektakulärer! Aber dieser Drang nach Adrenalin wird von dem Verlangen olympisch erfolgreich zu segeln, dermaßen übertrumpft, dass ich ohne passenden Partner für 2024, in dieser Bootsklasse keine Perspektive sah, ebenso wenig im 49er, wo die meisten, noch komplett eingenommen von ihrer Quali für Olympia waren und hinterher die Wahrscheinlichkeit jemand passendes zu finden viel zu gering war. Also was bleibt… Der 470er.

Training vor Mallorca © privat

Training vor Mallorca © privat

Hätte mich vor zwei Jahren jemand gefragt, ob ich in den 470 wechseln möchte, hätte ich ihn womöglich ausgelacht. Doch Stück für Stück habe ich mich mit der Idee angefreundet. Mir wurde in dieser Periode ohne Segeln klar, dass das Boot letztendlich auch nur ein Sportgerät ist mit dem ich arbeite. Sobald ich ablege, will ich Vergnügen am Segeln haben, doch wenn ich ehrlich bin, sehe ich das Vergnügen ebenso sehr in der Chance mein Potential voll auszuleben und den erwünschten Erfolg zu haben und mag das Boot noch so schnell sein, wäre die Perspektive nicht voran zu kommen wie Seetang am Schwert: Eine verdammte Qual. Die Antwort auf die Frage, wieso ich den auf den ersten Blick « absurden » Bootswechsel von schnell zu langsam machen konnte, ist der Wille, 2024 zu den Spielen zu fahren mit der Chance, eine Medaille zu gewinnen. Ich würde behaupten, den Wechsel nun erfolgreich überstanden zu haben. Nach nun anderthalb Monaten auf Mallorca mit Fabienne als Steuerfrau, fühle ich mich langsam wohl auf diesem Boot. Ich kann sagen, es bringt trotz seiner teilweise in der Zeit stehen gebliebenen Systeme Spaß zu segeln. Den größten Unterschied mit dem 49er, sehe ich in der im 470er geforderten manuellen Feinarbeit, die andere Arten von Konzentration und Kontrolle fordert. Daran kann ich mir wirklich noch die Zähne ausbeißen und hoffentlich kann ich mich in Zukunft mit dem Spibaum anfreunden (momentaner Beziehungsstatus: Kompliziert). Zudem ist wohl ein signifikanter Unterschied, dass ab 20 Knoten die Spaßkurve im 470 weiterhin steigt, während sich der 49er zu einer unkontrollierbaren Maschine entwickelt, die gefühlt alles tut um deinen Masttop mit der Wasseroberfläche zu vereinen.

Wer meine Partnerin Richtung 2024 wird steht noch nicht zu 100%, aber mit Fabienne habe ich schon mal eine extrem gute Option gefunden.