Als im April die Landesregierung in Schleswig-Holstein von Modelregionen für den Tourismus sprach, schlugen die Herzen vieler Optisegler höher. Denn die Maiferien standen vor der Tür und die Aussicht auf ein weiteres Trainingslager auf der Alster förderte die Motivation nicht unbedingt. Im Laser und 420er konnte man stets viel über Ausnahmeregelungen für Kadersportler organisieren. Doch für den Opti B-Segler, der zwar seit Sommer 2019 fleißig trainiert, aber gerade mal 2 – 3 Regatten gesegelt ist in seinem Leben, lässt sich da leider wenig machen.

So telefonierte ich kurzfristig jeden Hafen und jede Unterkunft zwischen Eckernförde und Kiel ab und erntete auf die Frage „Kann ich bei euch ein Trainingslager mit ca. 45 Kindern machen?“ nur schallendes Gelächter. Auch Ole, der Leiter der Jugendherberge Borgwedel, musste erst lachen und meinte dann aber: „Ich kann nichts versprechen, aber ich sehe mal, was sich machen lässt!“ Mit diesem Hoffnungsschimmer lässt sich arbeiten! Tatsächlich konnten wir nicht alle gleichzeitig fahren, sondern in zwei Schichten. So kamen aber alle angemeldeten Kinder zu mindestens 4 Segeltage auf der Schlei. Doch nach monatelangem Homeschooling fasst folgendes Zitat eines Seglers die Stimmung allerdings vielleicht am besten zusammen: „Toni, 6 Tage ohne Eltern! Du glaubst gar nicht wie geil das wird!!!“

Vor Ort erwartete uns die Jugendherberge mit dem gewohnt tollen Angebot – viel Platz für die Boote direkt am Wasser und entspannte Atmosphäre. Man musste mit einem negativen Coronatest anreisen und sich nach 3 Tagen erneut vor Ort testen lassen. Das wurde zum besonderen Highlight, weil wir mit den Motorbooten nach Schleswig gefahren sind. Das Test-Wohnmobil war unweit eines Anlegers geparkt und so schien das die einfachste Option. Das medizinische Personal schaute nicht schlecht, als da plötzlich 30 Kinder standen. „Haben sie denn Einverständniserklärungen der Eltern?“ Der Schweiß brach aus. „Gibt es denn da ein Formblatt?“ – „Nein, sie sind der erste Verrückte, der hier mit 30 Kindern aufschlägt!“ Naja, ich sah das in diesem Moment als Kompliment. Das möchte ich an dieser Stelle auch den Eltern machen, die innerhalb von 10 Minuten geforderte Einverständniserklärungen und fotografierte Ausweise produzierten. Mein Handy kam aus dem Bimmeln nicht mehr raus. 3 Stunden dauerte es am Ende, was aber ein kleiner Preis für 6 Tage Segeln ist. Es gab auch in allen unseren Testungen keinen positiven Fall.

Das Wetter war verhalten für den Mai. Zwei sommerliche Tage waren dabei, der Rest war norddeutsch kühl mit einigen Schauern. Aber das, was wirklich zählt hat ordentlich abgeliefert – der Wind. In 9 Tagen ist nicht eine Trainingseinheit dem (fehlenden) Wind zum Opfer gefallen! Trainiert wurde vor allem das, was auf der Alster leider zu kurz kommt. Fahrtechnik mit Welle stand an den Tagen mit mehr Wind auf dem Programm. Wettfahrten mit 30 Booten an der Startlinie wurden auch gesegelt. Durch die fehlenden Regatten sind taktische Schwächen sichtbar, die so gut wie es geht ausgebügelt wurden. Am Wochenende findet die erste Optiregatta des Jahres in Hamburg statt und Segler des NRV sind nun gut vorbereitet!

Ein riesiges Dankeschön an Ole und die Jugendherberge Borgwedel für eine spitzen Woche! Danke an alle Trailerzieher und natürlich an die beiden Co-Trainer*innen Matteo Wolgast und Apolline Wanser.

Toni Schmatz
Jugendtrainer (Opti)

Alle Fotos © Toni Schmatz