Luisa Krüger, Tina Lutz (CYC), Caro Werner, Alica Stughlemmer (KYC) und Sophie Steinlein präsentierten in Kiel das neue AC women's Team. ©ac-team germany

Der America’s Cup ist für ziemlich viele eine Art "seglerische Maß aller Dinge". Von August bis Oktober 2024 wird die 37. Auflage des Cups vor Barcelona ausgetragen. Die teilnehmenden internationalen Syndikate mit den besten Seglern und Seglerinnen der Welt treten auf 75-Fuß großen, foilenden Einrumpfyachten gegeneinander an.

Im Vorfeld des America’s Cup finden der Youth America’s Cup und erstmals der Women’s America‘s Cup statt. Beide Regatten werden auf einheitlichen, 40-Fuß großen Rennyachten ausgetragen, deren Segeleigenschaften und Bootshandling mit den großen Cup-Yachten zumindest annähernd vergleichbar sind.

Unter dem Stander von NRV und KYC wollen die Teams  in den Cup starten.  Im AC Women's Team kommen  mit 470er-Weltmeisterin Luise Wanser, den Zwillingsschwestern Sophie und Theresa Steinlein, Teamleaderin Carolina Werner sowie Bundesliga- und Championsleague Seglerin Luisa Krüger ein Großteil der Mannschaft aus dem NRV.

Am Sonntag stellten sie sich in Kiel  der Öffentlichkeit vor.

Unterstützer, Förderer und Mentor des deutschen AC-Teams ist Ausnahmesegler Jochen Schümann, mit drei Olympischen Goldmedaillen, neun Medaillen bei Weltmeisterschaften und zwei America’s Cup Siegen einer der erfolgreichsten deutschen Segler. Von seinen Erfahrungen profitieren nun das deutsche Youth und Women’s America‘s Cup Team. „Mein Ziel ist es, dass die deutsche Youth und Women’s AC Teilnahme 2024 kein einmaliges Erlebnis bleibt“, verdeutlicht Jochen Schümann. „Für solch große Herausforderungen braucht es langfristige und nachhaltige Anstrengungen und Investitionen, um nicht nur Teilnehmer zu sein, sondern ein echter Wettbewerber mit Chancen auf den Sieg.“


Nacra 17 Olympionikin Carolina Werner leitet das Women’s Team

Zum deutschen Women’s AC-Team unter Führung von Carolina Werner gehören mit Tina Lutz, zusammen mit Sanni Beucke Silbermedaillengewinnerin im 49erFX bei den Olympischen Spielen 2020, und Luise Wanser, Weltmeisterin im 470er 2022, deutsche Seglerinnen auf Weltklasseniveau. „Ich habe erfolgreiche Mädels aus dem deutschen Segelsport kontaktiert, und diese haben wiederum ihre Favoriten mit ins Boot geholt“, erklärt Carolina Werner die Teamzusammensetzung. „Bei der Auswahl habe ich auf Foil-Erfahrung Wert gelegt. Wer vor Barcelona an den Start gehen wird, hängt vor allem davon ab, wer die meiste Zeit hatte, vor dem Simulator ‚abzuhängen‘. Mit zu wenig Sim-Zeit wird das Handling des Bootes nur schwer umsetzbar sein.“

Training auf dem Simulator

Erst für die Vortrainings vor Barcelona werden die Seglerinnen Gelegenheit haben, auf den Rennbooten zusammen zu trainieren, vorher werden die Abläufe an Bord mithilfe eines speziellen Simulators geübt. „Die Simulator-Erfahrungen sind sehr eindringlich und realistisch. Das Segeln auf dem AC40 fühlt sich an wie ein Go-Kart auf Steroiden – intensiv, kraftvoll und unglaublich dynamisch“, erklärt Paul Farien. Und Carolina Werner, die 2016 zusammen mit Steuermann Paul Kohlhoff an den Olympischen Spielen vor Rio teilnahm, ergänzt: „Der Simulator trägt einen großen Teil für das Verständnis des Bootes bei. Zusätzlich planen wir Teamevents auf dem foilenden, kleinen Cupper 69F, um Race-Kommunikation und Team-Foil-Feeling zu trainieren.“

Gesegelt wird sowohl beim Youth America’s Cup als auch beim Women’s America’s Cup in Viererteams, wobei die Altersgrenze beim Youth America’s Cup bei unter 25 Jahren liegt.

Die deutschen Teams sehen sich gegenüber der internationalen Cup-Konkurrenz als selbstbewusste Newcomer, die sich mit Erfahrung im internationalen Spitzensport nicht verstecken müssen. „Dank der unschätzbaren Unterstützung von Marc Pickel und Jochen Schümann haben wir eine solide Grundlage, um weit zu kommen“, sagt Paul Farien. „Wir sind entschlossen, mit vollem Einsatz zu arbeiten, um unsere realistischen Chancen im Wettbewerb zu maximieren."

Gründung deutscher Foiling-Academy

Um langfristig den deutschen Segelnachwuchs auf den foilenden Yachten auszubilden, wird parallel eine Foiling Academy Team Germany gegründet, die in Kiel ihren Hauptsitz haben wird. Im Idealfall werden die Mitglieder des Foiling Teams auf zwei AC 40 trainieren. Derzeit laufen Gespräche mit Sponsoren, um den Kauf und die laufende Finanzierung der beiden rund 2,8 Millionen Euro teuren AC40 langfristig zu sichern. Die Geschäftsführung der Foiling Academy übernimmt Ole Sartori.

Deutscher Einstieg in den America’s Cup

„Für die deutschen Segler und Deutschland als Segelsport-Nation sind diese beide Events der Einstieg in die Welt des America’s Cup“, sagt Jochen Schümann. „Zusätzlich zu den am America’s Cup teilnehmenden Nationen sind nur sechs weitere Nationen eingeladen, das verdeutlicht die Exklusivität. Beim America’s Cup dabei zu sein, ist vergleichbar mit einer Teilnahme bei den Olympischen Spielen.“

Einen starken Fürsprecher hat die deutsche America’s Cup Kampagne zudem mit Erik Heil, zweimaliger Bronzemedaillengewinner bei Olympischen Spielen im 49er, der nun als Fahrer des ersten deutschen Sail GP Teams gegen die Weltelite des Segelsports antritt.